Wie kann eine Demenz im Frühstadium einer Alzheimer diagnostiziert werden? Welche Untersuchungen sind möglich, um Klarheit zu gewinnen, wenn sich eine Person mit der Sorge, an einer Demenz oder an einer frühen Gedächtnisstörung zu leiden in einer Gedächtnisambulanz oder anderen spezialisierten Einrichtung vorstellt? Im Folgenden werden mögliche Untersuchungen zur Abklärung von Gedächtnisstörungen und sonstigen kognitiven Defiziten vorgestellt. Dabei gibt es ganz allgemeine Verfahren, die immer zum Einsatz kommen (wie die Anamnese) und sehr spezielle Untersuchungen, die eher selten angewendet werden. Welche Untersuchungen sinnvoll sind und der ratsuchenden Person angeboten werden, ergibt sich aus der individuellen Anamnese.
In einem Anamnesegespräch erhebt der Arzt oder die Ärztin die Krankheitsgeschichte. Beispielsweise wird genau erfragt, weshalb eine Person sich Sorgen macht. Welche Beschwerden werden wahrgenommen? Wie lange gibt es die Beschwerden schon? Haben sich die Beschwerden verändert? Gab es einen Auslöser? Ist die Person im Alltag beeinträchtigt oder hat sie sonstige Probleme? Liegt parallel eine depressive Symptomatik vor? Wenn Angehörige im Gespräch dabei sind, werden sie gebeten, im Rahmen einer Fremdanamnese Informationen beizusteuern, wie sie die Beschwerden der betroffenen Person erleben. Weiterhin wird zum Beispiel erfragt, ob es in der Familie Gedächtnisstörungen gab oder gibt, ob die betroffene Person (noch) berufstätig ist und ob es andere wichtige Erkrankungen gibt.
Im Rahmen des Anamnesegesprächs wird der Psychopathologische Befund erhoben. Dabei werden nach einem standardisierten System mögliche Krankheitsanzeichen wie z. B. Gedächtnisstörungen und Denkstörungen, aber auch Veränderungen der Stimmung und des Antriebs sowie ihre Ausprägung abgefragt. Auf Basis des Befundes können Beschwerden näher bestimmt und eventuell schon hier Kombinationen unterschiedlicher Symptome festgestellt werden, die typisch für bestimmte Erkrankungen sind.
In der neurologischen Untersuchung werden u. a. einzelne Nerven, die Bewegungsabläufe und die Koordination überprüft. Auch diese Untersuchung erlaubt es, aus bestimmten Auffälligkeiten oder auch aus deren Abwesenheit Rückschlüsse auf typische Gedächtniserkrankungen zu schließen.
In der neuropsychologischen Testung können Funktionsstörungen des Gedächtnisses und des Denkens, die von den Betroffenen individuell wahrgenommen werden, objektiv gemessen werden. So kann bei bereits wahrzunehmenden Störungen der Schweregrad ermittelt werden. Außerdem können bereits Störungen erfasst werden, die noch so leicht sind, dass sie von den Betroffenen noch nicht wahrgenommen werden.
Durch Kernspintomographie und Computertomographie können das Gehirn und die Liquorräume, ein Hohlraumsystem in bzw. um Gehirn und Rückenmark, das mit Nervenwasser gefüllt ist, bildlich dargestellt werden. Auffälligkeiten können so sichtbar werden.
In differenzierten Blutuntersuchungen kann nach Ursachen für Gedächtnisstörungen gesucht werden. Dazu werden z. B. das Blutbild analysiert und die Elektrolyte gemessen, aber auch andere Werte wie Schilddrüsenhormone und bestimmte Vitamine im Blut werden dabei bestimmt.
Durch Untersuchungen des Nervenwassers (Liquoruntersuchungen) kann beispielsweise analysiert werden, ob eine Entzündung im Zentralnervensystem (ZNS – Gehirn und Rückenmark) vorliegt. Weiterhin gibt es bestimmte Biomarker, nämlich typische Marker im Liquor, die – wenn sie auffällig verändert sind – das Vorliegen einer Alzheimer-Krankheit schon Jahre im Voraus anzeigen, bevor erste Krankheitszeichen einer Demenz auftreten. In der Zukunft werden solche Biomarker-Untersuchungen wahrscheinlich auch aus Blutproben möglich sein.
Mit dem Amyloid-PET lassen sich Beta-Amyloid-Plaques, für eine Alzheimer-Krankheit typische Eiweißablagerungen, im Gehirn sichtbar machen, bevor erste Krankheitszeichen auftreten. Dabei wird den Personen eine schwach radioaktive Substanz verabreicht, die sich an den Plaques ansammelt und mit einem Bildgebungsverfahren (PET) sichtbar gemacht werden kann. Mit anderen nuklearmedizinischen Untersuchungen wie z. B. dem FDG-PET lässt sich die Stoffwechselaktivität in bestimmten Hirnregionen untersuchen und es können typische Muster nachgewiesen werden.
In bestimmten Fällen kann eine genetische Untersuchung auf ein erhöhtes Demenz-Risiko sinnvoll sein. Diese Untersuchungen erfolgen nach ausführlicher Beratung. Das Probenmaterial ist in der Regel Blut.
Zahlreiche andere Untersuchungen können zur Abklärung einer Gedächtnisstörung sinnvoll sein: Dazu zählen z. B. Ultraschalluntersuchungen der hirnversorgenden Blutgefäße, die Untersuchung der Hirnströme (EEG) und viele andere.
Einige Untersuchungen können in der Hausarztpraxis und in Facharztpraxen (Psychiatrie, Neurologie, Nervenheilkunde) erfolgen. Andere Untersuchungen sind nur an spezialisierten Zentren möglich, an denen z. B. Gedächtnisambulanzen angesiedelt sind, die sich schwerpunktmäßig mit der Untersuchung und Behandlung von Gedächtnisstörungen befassen.
Redaktion: Dr. Julia Perry und Dr. Katrin Radenbach von der Universitätsmedizin Göttingen und Dr. Ayda Rostamzadeh von der Uniklinik Köln.